Authors:Rafael Klöber Pages: 1 - 23 Abstract: Der initiale Impetus zur Konzeption und Realisierung eines Lehrexperiments, das studentisches Forschungshandeln in den Mittelpunkt stellt, ergab sich aus einer Beobachtung der Evaluationsergebnisse meiner Lehrveranstaltungen im B.A.-Bereich seit 2010. In diesen standardisierten und anonymen Rückmeldungen der Studierenden, die gängiger Teil der Qualitätsentwicklung deutscher Hochschulen sind, lässt sich deutlich ablesen, dass – egal wie positiv ein Proseminar oder eine Übung von den Teilnehmenden insgesamt bewertet wurde – eine diffuse Unzufriedenheit in Bezug auf „praxis- und tätigkeitsrelevantes Wissen“ herrscht, welches in diesen Veranstaltungen erworben werden kann. (...) An diesem Punkt setzte das Experiment „Indien in Heidelberg“ an und versuchte jene Tätigkeiten in den Mittelpunkt zu stellen, die normalerweise die Grundlage für Forschungsliteratur bilden: die eigenen Recherchen im Archiv. PubDate: 2019-01-04 DOI: 10.11588/izsa.2018.4.7769
Authors:Eike Michael Brunnengräber Pages: 24 - 45 Abstract: Die Überwachung von ausländischen Staatsbürgern spielte für Deutschland während des Ersten Weltkriegs eine wichtige Rolle, um Informationen für Kriegszwecke zu erhalten. Ein bisher kaum bekanntes Beispiel für die Überwachung von indischen Studenten liefert der Geologe Wilhelm Salomon-Calvi. Er versuchte im Auftrag des Auswärtigen Amtes Informationen über Inder an der Ruprecht-Karls-Universität zu sammeln und an dieses weiterzugeben. Dabei baute er sich während seiner Lehrzeit ein Netzwerk auf, um möglichst viele und relevante Erkenntnisse zusammenzutragen. Salomon-Calvi führte mit einigen Kollegen auch Verhöre von besonders verdächtigen Personen außerhalb des universitären Umfelds durch. Das Ziel dieses Aufsatzes soll es sein, mit Archivmaterialien aus dem Universitäts- und dem Stadtarchiv Heidelberg eine möglichst genaue Skizzierung der Aufgaben und Tätigkeiten Salomon-Calvis in Bezug auf die Überwachung von indischen Studenten zu geben. Die Frage nach der Beschaffung der Hinweise und der Kontakt zu den Studenten, welche ihm dabei als Informanten dienten, sollen dabei besonders berücksichtigt werden. Diese Informationen sind vor allem für die Regionalgeschichte Heidelbergs von Bedeutung, weil die Arbeit des „Vertrauensmannes für indische Angelegenheiten“ das städtische Bild Heidelberg zur Zeit des Ersten Weltkriegs genauer bestimmt und somit auch ein Teil der transnationalen deutsch-indischen Geschichte ist. Letztendlich bietet das Thema des Aufsatzes interessante Erkenntnisse für verschiedene Fachbereiche, die sich mit historischen Kontexten auseinandersetzen. PubDate: 2019-01-04 DOI: 10.11588/izsa.2018.4.7770
Authors:Marc Bechtold Pages: 46 - 71 Abstract: Die Begriffe „Gefangenschaft“ und „Internierung“ finden sich als allgemein anerkannte und häufig verwendete Termini in zahlreichen Lehrbüchern, Enzyklopädien und wissenschaftlicher Literatur, vor allem zur Geschichte seit dem 19. Jahrhundert. Im folgenden Beitrag soll anhand eines Fallbeispiels, des indischen Studenten Divakar Shridhar Bhandarkar in Heidelberg zur Zeit des Ersten Weltkriegs, die Nützlichkeit der gängigen Gefangenschafts- und Internierungsbegriffe hinterfragt werden. Dabei soll gezeigt werden, dass dieser Begriff oft zu eng gefasst ist und die Wahrnehmungen der betroffenen Menschen selbst außer Acht lässt. Bhandarkar beschrieb sich nämlich 1917 als „Civilinternierten“ im Deutschen Kaiserreich, obwohl er in Heidelberg zur Universität gehen konnte und nicht wie andere seiner Landsleute als Kriegsgefangener in einem Gefangenenlager untergebracht war. In einer komparativen Analyse soll in diesem Beitrag der gängige Internierungsbegriff anhand der Wahrnehmungen von Bhandarkar, von indischen Soldaten auf dem Schlachtfeld sowie von indischen Kriegsgefangenen im „Halbmondlager“ Wünsdorf untersucht und neu bewertet werden. Im Zuge dessen wird Licht auf bestimmte Aspekte der deutschen Außenpolitik zur Zeit des Ersten Weltkriegs geworfen und dabei analysiert, welche Aktivitäten unternommen wurden, um in Deutschland lebende Inder zu instrumentalisieren und politisch auszunutzen. PubDate: 2019-01-04 DOI: 10.11588/izsa.2018.4.7771
Authors:Natalie Stasiewicz Pages: 72 - 101 Abstract: Der Beitrag untersucht die Spuren von zwei Indern, S. Kunin Krishna Pillai und Vadaka Kurupath Raman Menon, die zeitweise beide während des Ersten Weltkrieges in Heidelberg studierten. Sowohl Pillai als auch Menon kamen ursprünglich nicht aus Britisch-Indien, sondern aus Fürstenstaaten an der Südwestküste des südasiatischen Subkontinents. Pillai war der Sohn eines Richters aus Travancore und Menon der Sohn des Rajas von Cochin. Die Fürstenstaaten unterstanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts formal nicht direkter britischer Herrschaft. Erst 1949 wurden Cochin und Travancore zum indischen Bundestaat Kerala vereint. Im Zentrum der Untersuchung steht die Fragestellung, ob die fürstenstaatliche Herkunft beider Protagonisten Einfluss auf ihre Behandlung durch die deutschen Behörden während des Ersten Weltkrieges hatte. Dazu wird sich mit Vertrauens- und Verdachtsmomenten zwischen deutschen Behörden und sich während des Ersten Weltkrieges auf deutschem Staatsgebiet aufhaltenden Indern auseinandergesetzt. Es wird eine Auswahl an Dokumenten aus dem Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes, in denen Pillai und Menon erwähnt werden, analysiert. Die fürstenstaatliche Herkunft Pillais und Menons gewinnt in den Dokumenten des Auswärtigen Amtes an Bedeutung, sobald sich die Protagonisten um Ausreiseerlaubnisse bemühen. Sowohl Pillai als auch Menon brauchen für ihre Anträge Unterstützung aus dem In- und Ausland. Die Untersuchung der Schicksale von Pillai und Menon zeigt die Verflechtungen zwischen internationalen Institutionen und Akteuren, die ihrer Herkunft Bedeutung beimaßen und somit Auswirkungen auf ihre Aufenthalte in Heidelberg und dem Deutschen Reich hatten. Der Beitrag verdeutlicht, dass die Einzelschicksale von Pillai und Menon erst durch die Einbeziehung sich gegenseitig bedingender Verflechtungen ihre vollständige narrative Tragweite entfalten. PubDate: 2019-01-04 DOI: 10.11588/izsa.2018.4.7772
Authors:Frederic Kohlhepp, Rafael Klöber Pages: 102 - 121 Abstract: Das Auswärtige Amt des Deutschen Reiches beschäftigte zur Zeit des Ersten Weltkrieges indische Studenten. Die deutschen Behörden erhofften sich, vor allem durch die Rekrutierung von Indern für die deutsche Propaganda einen Aufstand in Indien anzufachen und damit Großbritannien zu schwächen. Diese Initiativen konzentrierten sich aber mit Kriegsverlauf vor allem auf Tätigkeiten unter indischen Kriegsgefangenen. Hierzu wurden auch in Heidelberg lebende Inder zur Kollaboration angeworben. Ein indischer Student namens Vasanji P. Dalal wurde jedoch aufgrund seiner Angehörigkeit zu einer religiösen Bewegung, der Theosophie, als ungeeignet für die propagandistischen Bemühungen des Auswärtigen Amtes erachtet. Wie dieser Beitrag zeigt, resultierte diese Einschätzung aus den machtpolitischen Zerwürfnissen innerhalb der Theosophie und der starken Fokussierung Dalals auf die hinduistisch-indische Strömung der Theosophie. Dieser Artikel wird daher den Verflechtungen und dem Einfluss der Theosophie und somit auch der Theosophischen Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland am Beispiel Vasanji P. Dalals nachgehen, welcher mit den einflussreichsten Theosophen seiner Zeit in Deutschland in Kontakt stand. PubDate: 2019-01-04 DOI: 10.11588/izsa.2018.4.7773
Authors:Selina Pröhl, Anna Fried-Leiwald Pages: 122 - 131 Abstract: Das Glossar enthält die in den veröffentlichten Beiträgen genannten wichtigsten Personen und Institutionen. PubDate: 2019-01-04 DOI: 10.11588/izsa.2018.4.7774
Authors:Selina Pröhl, Anna Fried-Leiwald Pages: 132 - 135 Abstract: Das Nachwort reflektiert den Seminar-, Forschungs- und Lernprozess aus studentischer Perspektive. PubDate: 2019-01-04 DOI: 10.11588/izsa.2018.4.7775